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Interview mit Lautsprecher-Genie Karl Heinz Fink

Karl Heinz Fink über das, was Lautsprecher sexy macht und wie sie in Zukunft aussehen werden.

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Interview mit Lautsprecher-Genie Karl Heinz Fink
Interview mit Lautsprecher-Genie Karl Heinz Fink
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Früher war er Händler, dann Testredakteur und schließlich Leiter eines Entwicklungslabors. Seit über 20 Jahren entwickelt Karl Heinz Fink Lautsprecher für Gott und die Welt (unter anderem Naim). Über Schallwandler weiß der Mann so gut wie alles - und erzählt es auch. Wir trafen Fink in Frankreich, wo er gerade ein automobiles Top-System entwickelt.

stereoplay: Sie sind Deutschlands bekanntester und umtriebigster Lautsprecherentwickler. Woran arbeiten Sie aktuell?

Karl Heinz Fink: Wir haben die Arbeiten zu Naims Ovator-Serie jetzt erst einmal abgeschlossen. Derzeit bin ich hier für mehrere Wochen bei einem großen Automobilhersteller und entwickle bei ihm ein Soundsystem für einen großen Mittelklassewagen.

stereoplay: Welcher Hersteller?

Karl Heinz Fink: Das darf ich leider nicht sagen.

stereoplay: Sie liegen technologisch immer auf dem neuesten Stand, arbeiten schon seit vielen Jahren mit der sündhaft teuren Klippel-Software. Bietet das Entwickeln mit Simulations-Programmen tatsächlich soviel mehr Möglichkeiten?

Karl Heinz Fink: Ja. Es ist heute viel einfacher, gute Lautsprecher zu bauen, als vor zehn Jahren. Allerdings dient das viele Messen und Simulieren für mich nur dazu, mehr Zeit zum Hören zu haben.

stereoplay: Was ist heutzutage für die Entwicklung und Produktion wichtig?

Karl Heinz Fink: Aus meiner Sicht viel Wissen, eine ordentlich Mess-Ausstattung und gute Kontakte nach China. Wir haben schon seit Jahren einen Mitarbeiter dort sitzen, der die Entwicklung und Produktion vieler von uns verwendeter Lautsprecher-Chassis koordiniert.

stereoplay: Worauf achten Sie persönlich bei der Entwicklung besonders?

Karl Heinz Fink: Auf Tonalität. Der Lautsprecher, der in der Mitte plärrt, an dem geh' ich tot. Das war interessant in der Zusammenarbeit mit Naim; die Leute da achten in erster Linie auf Rhythmus und Timing. Nicht ganz einfach, das mit guter Tonalität unter einen Hut zu kriegen. Da habe ich viel gelernt.

stereoplay: Gibt es denn Punkte im Lautsprecherbereich, in denen Sie tatsächlich noch viel lernen können?

Karl Heinz Fink: Ja sicher! Zum Beispiel jetzt bei der Zusammenarbeit mit Naim. Speziell Roy George weiß über Mechanik total viel. Da habe ich nur gestaunt.

stereoplay: Sie haben ja mittlerweile hunderte von Lautsprechern konstruiert. Welchen finden Sie rückblickend am besten?

Karl Heinz Fink: Ach Gott, meine Lieblingsbox? Unterm Strich ist das wohl die ALR Factor 7, Ende der 90er. Für die hatte ich alle Zeit der Welt. Und an ihr habe ich auch viel gelernt.

stereoplay: Die modernen Lautsprecher werden immer kleiner und smarter. Wie sähe Ihre heutige Traumbox aus, wenn Sie frei von allen Zwängen eine für sich bauen würden?

Karl Heinz Fink: Ich bin groß, und meine Traumbox müsste auch groß sein: mit wenigstens einem, besser zwei 38-Zentimeter-Bässen und richtig Hubraum. So ein 15- oder 18-Zoll-Bass hat eine ganz andere Leichtigkeit. Dazu ein großer Mitteltöner und ein BMR-Hochtöner.

stereoplay: Sie entwickeln auch viele Automobil-Systeme wie unter anderem die Naim-Ausstattung für den Bentley. Favorisieren Sie eine spezielle Marke?

Karl Heinz Fink: Eigentlich nicht. Ich war lange Zeit Audi-Fan. Aber da laufen jetzt selbst die Werkstatt-Meister im Anzug statt im Blaumann rum. Das ist nicht mehr meine Welt.

stereoplay: Die Auto-Branche ändert sich, aber auch die HiFi-Branche ist im Umbruch. Wie beurteilen Sie heute den Zustand der klassischen HiFi-Szene?

Karl Heinz Fink: Eher düster. Die Leute, die immer noch große Verstärker und Endstufen favorisieren, werden immer weniger. Und der Lautsprechermarkt schrumpft ja ebenfalls permanent. Ich sehe es an meiner Arbeit: Früher haben wir klassische Boxenentwicklungen im Fließbandtempo gemacht. Heute sind es deutlich weniger, und 30 Prozent unserer Entwicklungen machen wir im Auto-Bereich.

stereoplay: Wo sehen Sie die Gründe für den Abschwung?

Karl Heinz Fink: Es ist einfach nicht mehr hipp, eine Anlage zu haben. Früher, als es noch ein Status-Symbol war, haben sich auch viele Leute eine gute und teure Anlage gekauft, die überhaupt nichts damit anfangen können und eigentlich mit einer Komplettanlage zufrieden wären. Und für Leute, die sich heute für eine Anlage interessieren, gibt es immer weniger Händler, bei denen man sich tatsächlich mehrere gute Lautsprecher gegeneinander anhören kann. Wie soll denn der HiFi-Fan ohne Vergleich zu einer richtigen Wahl kommen?

stereoplay: Sehen Sie dennoch auch Hoffnungsschimmer?

Karl Heinz Fink: Ja. iPod und Streaming sind ein Segen für unsere Branche. Zum einen ist das Ganze zweikanalig, und außerdem klingt es besser als jeder Cassettenrecorder früher. Das bringt auch viele junge Menschen zur Musik.

stereoplay: Hat diese Entwicklung Auswirkungen auf die Lautsprecher?

Karl Heinz Fink: Selbstverständlich. Man kann den Lautsprecher zukünftig nicht mehr isoliert betrachten; er wird immer mehr zum festen Bestandteil der Anlage oder zur Anlage selbst. Projekte wie die Parrot Bluetooth-Box (Ausgabe 12/09) finde ich total spannend. In jedem Fall werden die Lautsprecher aktiv, DSP-gesteuert und damit besser, weil flexibler. Mit der Aktivierung können auch kleinere Boxen sehr erwachsen klingen. Ich arbeite da derzeit an einigen sehr spannenden Lösungen.

stereoplay: Und wie gewöhnlich pochen Ihre Auftraggeber auf Geheimhaltung?

Karl Heinz Fink: Genau so ist das.

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Fink, Jahrgang 57, startete Ende der 70er Jahre mit seinem Selbstbauladen "Klein, aber fein" in die Szene.
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Es folgten Auftragsarbeiten für Denon, Magnat, Marantz, Mission, Naim, Quad, Tannoy, Yamaha und etliche Firmen, die er aus rechtlichen Gründen nicht nennen darf.
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Seine Fink Audio Consult hat heute vier Mitarbeiter (einen davon in China) und macht Entwicklungsarbeiten in allen Bereichen der Unterhaltungs-Elektronik.
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7.5.2010 von Redaktion connect und Holger Biermann

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