Ratgeber

Raumakustik

15.5.2008 von Redaktion connect und Holger Biermann

Die Wohnraumakustik ist meist das schwächste Glied in der Wiedergabekette. Teil 1 der neuen Serie zeigt fast unsichtbare und elegante Lösungen für den Trockenbau.

ca. 4:40 Min
Ratgeber
  1. Raumakustik
  2. Unauffällige Absorber
  3. Die Akustikwand hinter dem Hörplatz
  4. Deckensegel
  5. Mikroperforierte Folie
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© Archiv

Das moderne Wohnzimmer ist weit weg von der guten alten Plüschstube. Wo früher dicke Vorhänge, Perserteppiche im XXL-Format und Omas üppige Sitzgarnitur Höhen und Mitten im Übermaß dämpften,  treffen heute Parkett-bewehrte Fußbodenheizungen und große Fenster auf kahle Wände, die oft im Trockenbau eingezogen werden, also mit gegipsten Platten. Besonders oft findet man besagte Gipsplatten beim Dachausbau.

Die Einrichtung moderner Räume fällt eher elegant-sparsam aus, und häufig bekommen lederbezogene Möbel den Vorzug. Absorption findet hier kaum statt. Für den HiFi-Fan ist das ein Problem, wird doch die Musikwiedergabe unter diesen Bedingungen hallig und unangenehm hart.

Dieser weit verbreiteten Art moderner Räume gilt der erste Teil unserer neuen Wohnraumakustik-Serie. Weil Wände aus gegipsten Platten - wenn sie auf einer normalen Verlattung sitzen - schon von sich aus als Bassabsorber im Bereich zwischen 80 und 125 Hertz wirken, muss man in solchen Räumen gegen den ansonsten häufigen Dröhnbass kaum etwas machen.

Was aber nicht heißt, dass es hier keine Tieftonprobleme gäbe. Unter 80 Hertz kann sehr wohl zuviel da sein, und der Bass klingt in der Regel pappig und eigenwillig unausgewogen. Dagegen ist kaum etwas zu machen. Von einem Auffüllen der Hohlräume hinter den Platten mit einem festen Bauschaum jedenfalls muss an dieser Stelle abgeraten werden. Die Bässe werden zwar etwas präziser, aber die Geräuschdämmung zu den Nachbarräumen wird damit quasi aufgehoben. Der pappige Bass ist ein Elend, mit dem der Musikfreund in solchen Räumen wohl leben muss. Gegen den lästigen Hall hingegen gibt es viele und auch optisch ansprechende Maßnahmen.

Ob Sie überhaupt etwas in Ihrem Raum machen sollten, lässt sich einfach feststellen: Klatschen Sie in die Hände. Klingt es natürlich? Dann ist alles OK. Klingt es hart und klirrend? Dann sollten Sie etwas tun, vor allem dann, wenn das Klatschen sirrend im Raum bleibt. Dann haben Sie Flatterechos, die sich zwischen zwei reflektierenden Wänden aufschaukeln und den Klang besonders hässlich verfälschen.

Um effektiv Hall aus einem Raum herauszunehmen, kann man zuerst einmal mit konventionellen Mitteln starten. Auf den nächsten Seiten sind die Klassiker von der Gardine bis zum Flachabsorber noch einmal kurz vorgestellt. Wobei die Design-Absorber hier schon absolut probate Mittel gegen den Hall darstellen. Die Absorber von Fast hat stereoplay bereits ausgiebig getestet (6/06). Sie sind so effizient, dass vier oder fünf von ihnen geschickt angebracht in einem 20-Quadratmeter-Raum schon ausreichen dürften, den Hall deutlich zu reduzieren. Die schicken Design-Absorber von RTFS gibt es sogar in 1 x 2 Meter. Da RTFS den Absorber direkt bemalen kann, entsteht hier die Möglichkeit zu einem tollen Wandgemälde mit hoher Absorption.

Denn bei viel Hall hilft leider nur viel - heißt: Es sind große Absorptionsflächen gefordert. Wenn die Design-Absorber nicht in Frage kommen und Sie nicht das ganze Zimmer mit Gardinen zuhängen wollen, ist vielleicht eine Akustikwand die richtige Lösung für Sie - zumal Sie damit wahrscheinlich gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Eine Akustikwand aus gelochter Gipsplatte von Rigips oder Knauf vor der Wand hinter ihrem Hörplatz bringt sehr viel Absorption und löst das Dilemma des Hörplatzes, der meist direkt vor einer Wand liegt. Akustisch ist dieser Ort ungünstig, weil das Ohr hier zwischen Direkt- und Indirektschall nicht unterscheiden kann - die Reflexionen sind zu kurz, der Klang wird komisch verwaschen.

Eine Lösung: Weg mit dem Sofa von der Wand; ab 70 Zentimeter wird es besser. Eleganter und für den Raumklang besser ist die Akustikwand. Das kostet zwar bis zu 10 cm Raumfläche, ist aber die mit Abstand unauffälligste Lösung. Wichtig ist nur, dass nicht die gesamte Fläche gelocht ist, sondern dass durch den Mix von gelochter und verputzter Fläche ein ausgewogenes Absorptions/Diffusions-Verhältnis entsteht - eine gute Grundlage für einen natürlichen Raumklang. Allerdings ist dieses ambitionierte Projekt nur etwas für ganz versierte Heimwerker. Gemeinhin würden wir hier - damit es am Ende gut aussieht und nichts klappert - Profis empfehlen.

Sehr elegant und auch noch weitgehend unauffällig sind die Microsorber-Folien von Kaefer. Dabei handelt es sich um eine durchsichtige, nur 0,1 Millimeter starke, reißfeste Polycarbonatfolie, die in einem aufwendigen Verfahren mit tausenden kleinster Löcher (Durchmesser: 0,2 Millimeter) versehen ist. Die Technik kommt aus China und kam im alten Bundestag zu Bonn (Wasserwerk) zu Ehren: Erst nachdem der riesige Bundesadler mikroperforiert war, hatte man den Hall in den Griff.

Die Microsorber-Folie ist hübsch, hat aber im Vergleich etwa zum Deckensegel einen um Faktor 3 schlechteren Absorptionsgrad: Man muss die dreifache Fläche abdecken, um den gleichen Effekt zu erzilen.

Die Microsorber-Folie spannt man unter die Decke, vor freie Wandflächen oder - auch sehr elegant - als Rollo-Version vor Fenster. Die beste Mitten-Absorption ergibt sich, wenn der Abstand von Wand zu Folie 10 Zentimeter beträgt. Je geringer der Abstand, desto mehr verschiebt sich die Absorption der Folie in den Bereich der oberen Mitten.

Gute Erfahrungen hat stereoplay mit der Verdoppelung der Folie gemacht, die dann aber gleich doppelt so teuer wird. Doppelt wirkt die Folie auch in den unteren Mitten noch recht gut. Für starke Raucher allerdings ist der hauchdünne Microsorber nichts: Der Qualm setzt die kleinen Poren zu, und die Folie wird schnell gelblich. Man kann sie zwar reinigen, aber das ist eine mühselige Angelegenheit.

Auffälliger, dafür aber auch äußerst effizient ist das brandneue CapaCoustic Deckensegel von Caparol. Es besteht aus gelochtem Blech (das gibt die Form) plus einer 30 Millimeter starken Lage hochdämpfenden Vlieses. Das gut 1 Quadratmeter große Element gibt es in konkaver und konvexer Form, was schöne Kombinationen erlaubt. Das Segel soll zwischen 30 und 100 Zentimeter abgehängt werden, ist aber auch direkt an der Decke recht wirksam. Und warum nur Decke? Vielleicht ist ja auch die ein oder andere Wand noch für ein Segel frei...

In der nächsten Folge zeigen wir Ihnen, wie durch gezielten Einsatz von Absorbern plus der richtigen Boxen-Aufstellung der Anlagenklang im Hörraum deutlich verbessert wird.


Nachhallzeit vorher
© Archiv

Nachhallzeit eines ungetunten Wohnhörraums. Auffällig sind die überzogenen Mitten: Es klingt hart und hallig. Für angenehmen Klang sollte die Nachhallzeit innerhalb des schwarzen Korridors liegen.

Nachhallzeit nachher
© Archiv

Der nachhall mit den hier vorgeschlagenen Maßnahmen. Der Bass ist nicht viel weniger geworden, dafür Höhen und vor allem Mitten: Es klingt viel ausgewogener und angenehmer - auch bei Gesprächen.

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