Ratgeber

Bi-Amping - Was Sie wissen sollten

31.3.2009 von Redaktion connect und Dalibor Beric

Der Einsatz einer zusätzlichen Endstufe treibt zwar die Kosten hoch, führt aber auch zu deutlich besserem Klang.

ca. 4:00 Min
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Dass die meisten Lautsprecher vier Anschlüsse haben, darüber wundert sich kaum mehr jemand. Denn viele HiFi-Fans kennen heutzutage das getrennte Ansteuern der verschiedenen Frequenzbereiche mittels doppelter Verkabelung, also das Bi-Wiring.

Bi-Amping ist jedoch viel seltener verbreitet. Was wohl zum einen an der Tatsache liegt, dass die Kosten für eine weitere Endstufe recht deutlich zu Buche schlagen. Und zum anderen einfach an der Unkenntnis, ob die Verdopplung der Leistungverstärker auch wirklich nachvollziehbare Klangvorteile bringt.

Die zwei üblichen Varianten sind das horizontale und das vertikale Bi-Amping (siehe Skizzen). Bei ersterem versorgt ein Verstärker den Mittel/Hochton-Bereich, während ein weiterer den Bass übernimmt. Beim vertikalen Bi-Amping beliefert ein Verstärker den Mittel/Hochton- und den Basssektor des linken Lautsprechers, während ein weiterer sich in gleicher Weise des rechten annimmt.

Pflicht bei jedem Bi-Amping sind Endstufen mit derselben Eingangsempfindlichkeit. Sonst schließt der Mittel/Hochton nicht nahtlos an den Bass an. Das wäre zwar etwas weniger auffällig, wenn die Trennung der Bereiche um 100 Hertz geschieht (wie bei manchen Zweieinhalbwege-Konstruktionen), aber dennoch nicht empfehlenswert. Ganz indiskutabel ist es, wenn wie in den meisten Fällen bei etwa 400 Hertz getrennt wird, da ein inhomogenes Klangbild die Folge wäre.


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Auf der sicheren Seite ist man fast immer, wenn man Endstufen vom selben Hersteller nimmt, da diese fast immer dieselben Empfindlichkeiten haben und eine ähnliche Klangtendenz besitzen. So ergibt sich das homogenste Klangbild. Dennoch kann man auch Experimente mit verschiedenen Herstellern machen, um gezielt den Klang zu steuern.

Nun stellt sich die Frage, wieviel Klanggewinn Bi-Amping in der Regel bringt und wie sich die unterschiedlichen Betriebsarten unterscheiden, respektive welche sich empfiehlt.

Dazu schloss stereoplay die Exposure Vor/Endstufen-Kombination XXIII und XXVIII (6/04) mit Kimber Kable 8 TC im Bi-Wiring-Modus an die B&W CM 9 (siehe Test in Heft 03/09) an und verglich dies mit der Bi-Amping-Version, wobei eine weitere Endstufe Exposure XXVIII ins Spiel kam.

Dabei war die Verbesserung durch den zweiten Endverstärker beim horizontalen wie auch beim vertikalen Bi-Amping sofort deutlich hörbar: Der Bassbereich gewann an Kontur und Tiefgang. Auch der Hochtonbereich erschien etwas feiner aufgelöst und angenehmer.

Beide Betriebsarten klangen also besser als Bi-Wiring, jedoch unterschiedlich. Die horizontale Verschaltung zeichnete einzelne Instrumente genauer nach und löste das Klanggeschehen mehr von den Lautsprechern als die vertikale Variante. Diese ließ alles etwas kompakter erscheinen, erfreute dafür mit schmeichelnderem Klangbild und wärmerem, aber auch weicherem Bass. Da jedoch feine Betonungen von Stimmen bei der horizontalen Version deutlicher waren, empfehlen die Tester vor allem diese Verschaltung, während vertikales Bi-Amping vor allem dann Sinn macht, wenn man etwas runderen Klang anstrebt.

Einen weiteren Durchgang führten die Tester mit der ASW Magadis (Test Heft 03/09) durch. Auch hier hörten sie in beiden Versionen eine Verbesserung gegenüber der Ein-Verstärker-Spielart. Die Klangsteigerung war zwar geringer, wohl wegen des sehr guten Wirkungsgrads der Lautsprecher, doch noch immer klar hörbar. Auch die unterschiedlichen Varianten zeigten wieder die gleiche Tendenz: Etwas wärmer und runder die vertikale Version, während die horizontale mit genauerer Ortung, größerem Raum, kontrollierterem Bass sowie feinerer Stimmenwiedergabe bestach.

Nun stellte sich aber die Frage, ob man zwei unterschiedlich starke Endstufen vom selben Hersteller verwenden kann und welche der beiden welchen Frequenzbereich übernehmen sollte. Dazu kombinierten die Tester die Vorstufe Linn Majik Kontrol mit einem Endverstärker Linn Majik C 2100 (8/06) und dem stärkeren Linn Akurate C 2200 (10/05) an der B&W CM 9 und auch an der ASW Magadis.

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Bei beiden Lautsprechern empfahl sich das vertikale Bi-Amping nicht, da das Klangbild ein wenig zerriss und inhomogen erschien. Was aber kein Wunder ist, da der stereoplay-Hörraum dem rechten wie auch dem linken Lautsprecher identische Bedingungen bietet und man so nur die unterschiedlichen Endverstärker heraushörte. Darum sollte man diese Spielart nur bei akustisch stark unterschiedlichen Positionen der Lautsprecher versuchen.

Bei horizontaler Verschaltung war es entgegen der langläufigen Meinung besser, wenn die stärkere Akurate C 2200 den Mittel/Hochton und die schwächere Majik C 2100 den Bass versorgte. Dann waren eine stabilere Abbildung und feinere Höhen sowie eine direktere, ergreifendere Musikalität zu vernehmen, ohne dass der Bass an Kontur verlor. So empfehlen die Tester, auch in diesem Falle nicht auf die Leistung zu schauen, sondern auf die Qualität. So ist es empfehlenswert, die Endstufen erst mal solo gegeneinander zu vergleichen, um festzustellen, welche in welchem Bereich besser klingt, um sie dann dementsprechend einzusetzen.

Es gibt auch eine günstige Möglichkeit, auf Bi-Amping aufzurüsten: einem Vollverstärker mit Vorverstärker-Ausgang eine weitere Endstufe zur Seite stellen. Hier ist man aber auf horizontales Bi-Amping beschränkt. Wieviel solch eine Aufrüstung mit einem zusätzlichen Endverstärker bringen kann, versuchten die stereoplayer anhand des soeben getesteten Exposure XXXV und der Endstufe Exposure XXVIII. Hier war die Steigerung zu einer weiträumigeren Wiedergabe, besser durchgezeichneten Bässen und länger ausklingenden Höhen ebenfalls sehr deutlich hörbar.

Dabei konnte man aber noch ein wenig nach eigenem Geschmack tunen. Überließ man den Mittel/Hochton der internen Endstufe des XXXV und den Bass dem XXVIII, zeigte sich diese Kombination etwas feiner und offener, als wenn man die Endstufen vertauschte: Wenn der XXVIII den Hoch/Mittelton und der XXXV den Bass versorgte, gerieten das Klangbild schlüssiger und die Instrumente körperhafter. Da dann auch noch musikalische Phrasierungen klarer in den Vordergrund traten, würden die Tester diese Variante wählen.

Sogar die günstigste Lösung zeigte damit, wie flexibel Bi-Amping ist und wie man die eigene Anlage damit nach Belieben formen kann.

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