Testbericht

CD-Spieler Ayre CX 7e MP

11.7.2009 von Redaktion connect und Hans-Ulrich Fessler

Für die amerikanische Ayre ist Gegenkopplung tabu. Konsequent säubert sie im neuen CD-Spieler CX 7e MP (3800 Euro) auch die Daten mit kurzem Filter.

ca. 2:45 Min
Testbericht
  1. CD-Spieler Ayre CX 7e MP
  2. stereoplay - Know-how: Digitalfilter
  3. Datenblatt
CD-Spieler Ayre CX 7e MP
CD-Spieler Ayre CX 7e MP
© Archiv

Charles Hansen, Chef und Vordenker der amerikanischen Ayre, gehört zu den kreativsten Entwicklern in der internationalen Audioszene. Den Klangfeind Gegenkopplung ("Auf den Trichter gekommen", stereoplay 5/09 auf Seite 126) meidet er nicht nur in seinen Verstärkern, sondern eisern auch in CD-Spielern wie dem 3800 Euro teuren CX 7e MP.


CD-Spieler Ayre CX 7e MP
Zweilagige Platine für die Analogsignalverarbeitung. Die Operationsverstärker sind lokal zahm gegengekoppelt.
© Julian Bauer

"MP" steht für "Minimal Phase", ein von Hansen programmiertes Digitalfilter, das er als bessere Alternative zu herkömmlichen Siebungen sieht.

In den Gründerjahren der CD (und bei den meisten Playern noch heute) sollte das Filter kompromisslos zwei Bedingungen erfüllen: Es musste frequenzlinear sein und nicht zum Musiksignal zählende Daten extrem steilflankig ausmustern. Als Nebenwirkung läutete es Impulse mit langem Vor- und Nachklingeln ein. Diese Energie des Ringings, argumentiert Hansen, fehlt  dem Musiksignal. Zudem werden Transienten verschliffen.

Mit der Konzeption eines kurzen Filters ist Hansen nicht allein. Als einer der ersten setzte sich Wadia mit ähnlich gearteten Rechenvorschriften über das Dogma der CD-Erfinder hinweg. In abgewandelter Form boten Jahre später unter anderen Marantz und T+A in ihren Playern verkürzte Varianten als zusätzliche Auswahlmöglichkeit zum herkömmlichen Filter an.

CD-Spieler Ayre CX 7e MP
Display-Platine mit Digitalem Signalprozessor und Speicherbausteinen für Oversampling und Filterung.
© Julian Bauer

Filter ist nicht gleich Filter - die Unterschiede liegen im Detail, sprich, bei den in die Prozessorbausteine einprogrammierten Rechenvorschriften. Das beste Ergebnis aus zahlreichen Hörtests fand Charles Hansen in einer Impuls-Antwort mit Null-Vorschwingern und einer extrem kurzen Ausschwingzeit. Die mathematische Gesetzmäßigkeit, dass kurze Filter nur einen sanften Übergang in den Sperrbereich erlauben und folglich schon im Hörbereich ein leichter Höhenabfall erfolgt (knapp 3 Dezibel bei 20 Kilohertz), nimmt er in Kauf.

Ein Hintertürchen ließ sich der Entwickler trotzdem offen: Ein Schalter bietet alternativ zu "listen" mit "measure" geraden Frequenzgang an. Ein Hinweis, den die audiophile Klientel sofort versteht.

Zufall? Die Hörtester von stereoplay bevorzugten in der Vergangenheit ebenfalls stets die "kurze" Variante mit wenig Ringing.

CD-Spieler Ayre CX 7e MP
Gleichwertige, verlustarme Trafos für die Digital- und Analogsektion.
© Julian Bauer

Beim Filter handelt es sich längst nicht um den einzigen Unterschied zum in stereoplay 2/08 getesteten CX 7e. Hansen stellte den kompletten Spieler auf den Kopf. Als Laufwerk liest jetzt ein DVD-ROM-Drive von Teac die Daten von der Disc. Mit einfacher Geschwindigkeit, was Geräusche vom Antrieb besonders niedrig ausfallen lässt. Damit die noch kümmerlichen Auslesesignale den Weg zwischen  dem Drive- und dem Logic-Bord unbeschadet zurücklegen können, spendierte der Hersteller ein geschirmtes  und besser gegen elekromagnetische Einstreuungen gewappnetes Kabel.

Auch der für die Filterberechnungen zuständige Mikroprozessor ist noch schneller geworden. Er macht weniger Rechenfehler, weil er den CD-Takt jetzt mit einen Rutsch auf 1,4112 MHz erhöht - was exakt der Übertragungsbandbreite von SACD entspricht. Der D/A-Wandler (PCM 1738) wartet mit einem passenden Decoder-Interface auf und bietet zudem symmetrische Ausgänge an, die der Ayre auch nutzt.

Konsequent fährt der CX 7e MP das Analogsignal symmetrisch zu XLR-Ausgängen, von denen je ein Pin eine Brücke zu den Cinch-Buchsen schlägt. Ein Filter-Upgrade für Besitzer des CX 7e bietet der deutsche Vertriebspartner Sun Audio für 380 Euro an. Lohnt sich die digitale Runderneuerung?

CD-Spieler Ayre CX 7e MP
Grundsolide verarbeitet, minimalistisch ausgestattet: Ayre CX 7e MP mit revolutionärem Digitalfilter.
© Julian Bauer

Der Ayre öffnete beim Hörtest völlig neue Dimensionen. Er klang kristallklar,  schlackenfrei und fehlerlos. Der preisvergleichbare Player Marantz SA 11 S 2 (Test 3/08, 62 CD-Punkte) konnte mit keinem seiner vier Filter Paroli bieten. Stets wirkte er im Vergleich zum mit mehr Höhenzauber, punktgenauerer Abbildung und facettenreicherer Dynamik agierenden Ayre weniger quirlig und verhangener.

Der punktemässig höher angesiedelte Alt-CX 7e (2/08) glänzte zwar auch mit ausgeprägt feinen Höhen, konnte aber mit dem "analogen" Schimmer, der vorstellbaren Raumabbildung und der Autorität seines Familienzuwachses nicht mithalten. Der CX 7e MP brachte mit seiner Spielfreude, seinem dynamischen Einsatz sogar die fünf Mal so teure Player-Referenz Naim Audio CD 555 in Bedrängnis. Mit mehr innerer Kraft und Bassvolumen konnte der Naim nur knapp seinen Referenzthron behaupten.

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