Testbericht

Lautsprecher Focal Diablo Utopia

5.12.2008 von Redaktion connect und Holger Biermann

Alle Welt wartet gespannt auf Focals Über-Flaggschiff Grande Utopia. Dabei ist die kleinste der neuen Serie, die Diablo (8000 Euro das Paar), der heißeste Tipp...

ca. 3:35 Min
Testbericht
  1. Lautsprecher Focal Diablo Utopia
  2. stereoplay Interview mit Gerard Chretien, Focal-Entwicklungsleiter
  3. Datenblatt
Lautsprecher Focal Diablo Utopia
Lautsprecher Focal Diablo Utopia
© Archiv
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Vorbild Grande Utopia: Jeder Treiber hat ein eigenes Gehäuse. Deren halbkreisförmige Anordnung (mit leicht zurückgesetztem Hochtöner) sorgt für eine phasengenaue Abstrahlung auf den Hörplatz.
© Julian Bauer

Wenn Lautsprecherhersteller eine internationale Pressekonferenz einberufen, dann neigen sie a) zum Größenwahn oder sie haben b) wirklich Großes geschaffen. Als Firmenchef Jaques Mahul, der Elder Statesman des französischen Lautsprechers, im Juli diesen Jahres die gesamte europäische HiFi-Presse ins Focal-Stammwerk nach St. Etienne lud, wurde schnell deutlich, dass es sich hier um einen der seltenen "b"-Fälle handelte. Unter langen Tüchern verbargen die Franzosen dort, was sie nach der Pressekonferenz nur allzu gern entschleierten: Die dritte Generation der Grande Utopia, eine atemberaubende Tonskulptur im Hochglanzlack, 260 Kilogramm pro Stück schwer und im Paar stattliche 130_000 Euro teuer. Da wurde es kurz ganz still im Saal: Die Herren HiFi-Redakteure waren beeindruckt.

Weil an diesem Schallwandler alles außergewöhnlich ist. Das Focal-Entwicklerteam um Gerard Chretien verwirklichte hier all seine Lautsprecher-Utopien - ohne Rücksicht auf die Kosten. Die klassischen Tieftöner-Magneten sind nicht stark genug für wahrhaft souveräne Bässe? Dann werden einfach sündhaft teure Elektromagneten eingesetzt. Der bewährte Beryllium-Hochtöner genügt nicht mehr den neuesten Ansprüchen? Dann wird einfach eine neue Generation entwickelt. Die Gehäuseform der alten Utopia-Linie wirkt zu bullig? Dann wird einfach von einem Designbüro eine atemberaubende Skulptur entworfen.

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Bei der Diablo wird die Halbkreis-Form aufgenommen: Auch hier sitzen die Schallentstehungszentren (die Schwingspulen von Hoch- und Tieftöner; Pfeile) exakt in einer Linie übereinander.
© Julian Bauer

Und in dieser Füllhorn-Atmosphäre entstand auch die Diablo: Eine kompromisslose Zweiwegebox, die mit der erstklassigen Verarbeitungsqualität, dem superben Lackfinish und dem klanglichen Anspruch der neuen Utopia-Generation daherkommt. Die Diablo ist quasi die komprimierte Quintessenz der Serie und die mit Abstand günstigste Möglichkeit (8000 Euro plus 1500 Euro für die Ständer), an die Technik und den Klang der neuen Utopia zu kommen.

Zum Beispiel an die neuen 17-Zentimeter-Tiefmitteltöner. Den eigenwilligen (und teuren) "FlowerPower"- Antrieb (siehe Bild unten) behielten die Franzosen bei, weil sie sich von der Anordnung höhere Effizienz bei besserer Kühlung und geringere Kompression versprechen. Neu hingegen ist die dank Lasertechnik äußerst exakt gefertigte, aus drei Lagen Glasfaser bestehende, gräuliche Komposit-Membran.

Und neu ist auch der im eigenen Separee untergebrachte Hochtöner. Nicht so sehr die inverse Beryllium-Membran, sondern vielmehr der trickreiche Aufbau, mit dessen Hilfe die Franzosen die Eigenresonanz auf unter 600 Hertz senken konnten. Das ist respektabel und sorgt im Übergangsbereich für sehr niedrige Verzerrungswerte.

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FlowerPower: Das Magnetfeld wird von sechs kleineren statt eines großen Magneten erzeugt. Das ist teuer, sorgt aber für geringere Kompression.
© Julian Bauer

Das Messlabor jedenfalls bescheinigte der Diablo im gesamten Hochtonbereich ein ausgesprochen gutmütiges Verhalten. Das gilt auch für Wirkungsgrad und Impedanz: Mit 84 Dezibel (1 Watt/Meter) und einer Impedanzkurve, die stets oberhalb 4 Ohm verläuft, dürfte die kleine Utopia auch mit Röhrenverstärkern ab etwa 30 Watt bestens harmonieren. Mit dem grandiosen Cayin A 100 T aus Heft 11/08 jedenfalls spielte sie bezaubernd fein und wunderbar räumlich...

Letzteres womöglich auch, weil sich Gerard Chretien und seine Crew nicht allein auf neuestes Hightech und eine blitzsaubere technische Abstimmung verlassen, sondern weil sie ihre Flaggschiff-Linie, also auch die kleine Utopia, konsequent auf beste Phasenlage trimmen. Das sieht man an der Gehäuseform mit dem zurückgesetzten Hochtöner genauso wie an der weitgehend phasenreinen OPC-Frequenzweiche (Phase Optimum Crossover). Die Franzosen unternehmen alles Erdenkliche, um die Signale von Hoch- und Tieftöner zeitgleich am Ohr des Hörers ankommen zu lassen.

Lautsprecher Focal Diablo Utopia
Die inverse Beryllium-Kalotte ist das Markenzeichen von Focals Top-Lautsprechern. Die Membran ist extrem leicht und steif - und muss deshalb durch ein Gitter geschützt werden.
© Julian Bauer

Bei den Messungen macht sich dieses Primat des genauen Impulses gern in einem etwas welligen Frequenzgang bemerkbar; die Impuls-Antwort der Diablo jedoch ist exzellent.

Und das hört man auf Anhieb. Angeschlossen an verschiedensten Verstärkern (neben dem Cayin und der Thorens-Referenzlektronik auch der Burmester 082 und der Naim SuperNait), entwarf die kleine Französin immer eine absolut schlüssige, greifbare und wunderschön tiefe Raumdarstellung.

Was ebenfalls sofort auffiel: Die Diablo spielte wie ein großer Standlautsprecher. Die wuchtigen E-Bass-Schläge auf "Kompet Gar", dem Hörtestklassiker des norwegischen Jazz-Gitarristen Terje Rypdal, kamen beeindruckend druckvoll, sauber und tief. Keine Spur von diesen überzogenen Pseudo-Bässen (gern mit einer Überhöhung zwischen 70 und 120 Hertz), mit der manch überforderte Kompaktbox an Anschein von "viel" erwecken möchte. Der 17er-PowerFlower-Bass läuft völlig linear runter bis 60 Hertz - was der Diablo übrigens auch eine Aufstellung in Wandnähe erlaubt, ohne dass die Bässe zu füllig werden.

Doch die saubere und relativ tiefe Bassabstimmung der Diablo fordert einen Tribut: Das Messlabor ermittelte einen Maximalpegel von 94 Dezibel. Das verhindert natürlich Bassorgien in Orginallautstärke.

Lautsprecher Focal Diablo Utopia
Durch den Aufbau der rückwärtigen Kammer kann die Luft problemlos entweichen. Die Eigenresonanz sinkt, und Kompressionen werden fast komplett vermieden.
© Julian Bauer

Dafür aber hat sie die seltene Gabe der unaufgeregten Detailfülle. Wer je ein klassisches Live-Konzert gehört hat, weiß, wie fein und zurückhaltend etwa Streicher (im Gegensatz zu vielen Aufnahmen) in natura klingen. Genau so macht es die Diablo. Man hört alles - kleinste Kratzgeräusche auf den Saiten, das Rascheln beim Blättern der Partitur, Bewegung im Publikum - ohne jede Härte oder Schärfe.

Eine KEF Reference 201/2 geht hier forscher zu Werke, präsentiert die Pauken imposanter, ist in den unteren Mitten noch genauer und wirkt dadurch etwas "schneller". Doch wenn die Tutti losbrechen, wenn es wirklich komplex wird, bleibt die Diablo gelassener. Geradezu mühelos zelebriert sie ihr jederzeit aufgeräumtes, warm-ausgewogenes und fein transparentes Klangbild. Ein Traum für jeden, der gern und lange Musik hört.

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