Testbericht
Lautsprecher Onkyo DTK 10 Takamine
Takamine ist einer der bekanntesten Gitarrenbauer der Welt, Onkyo einer der größten Produzenten von Lautsprecherchassis. Nun haben beide gemeinsam einen hochmusikalischen Schallwandler entwickelt, die DTK 10 für 1500 Euro.
- Lautsprecher Onkyo DTK 10 Takamine
- Resonanz-Körper
- Datenblatt
Seit sechs Jahrzehnten bereichert Onkyo die HiFi-Welt mit feinster Elektronik. Doch die Japaner sind auch einer der weltweit größten Lautsprecherchassis-Produzenten - allerdings ohne Ambitionen, auf dem klassischen Boxenmarkt mitzumischen.
Die Begegnung mit Meistern der ebenfalls japanischen Instrumenten-Manufaktur Takamine wies den Onkyo-Ingenieuren einen Weg abseits des Lautsprecher-Mainstreams: Sollte es möglich sein, eine Box mit klassischer Zweiwegebestückung wie ein Instrument zu bauen? Einen Schallwandler, dessen Korpus wie der einer Gitarre oder einer Geige mitschwingt (also seinen Teil zur Wiedergabe beiträgt), der aber trotzdem neutral spielt?
Unter dem Arbeitsnamen "Takamine"entstand die D TK 10, eine kleine Bassreflexbox mit Hoch- und Tiefmitteltönern von Onkyo, deren Gehäuse aber bei Takamine gebaut wird und - wen wundert's? - einem kleinen Gitarrenkorpus gleicht. Die Seitenwände bestehen ebenso wie der komplett in einem Stück geformte Teil für Front, Rücken und Boden aus dünnem, lackiertem Mahagoni. Pocht man auf das anmutige Gehäuse, klingt es leicht hohl - eben wie bei einer Gitarre.
Im Korpus steckt auch der Großteil der Entwicklungszeit: Welches ist die richtige Form, welches die optimale Wandstärke? Die besten Resultate stellten sich schließlich mit dieser kompakten Bauform und nur 3,5 Millimeter (!) Holzstärke ein. Die D TK 10 ist dementsprechend ein echtes Leichtgewicht von 2,9 Kilogramm, dessen Korpus beim Spielen ordentlich mitvibriert - was ja auch Sinn der Sache ist.
Hinter der Idee mitschwingender Wände steckt allerdings noch ein weiterer hochinteressanter Ansatz: Die Erfahrung lehrt, dass geringe Masse zwar für Schwingungsenergie sehr anfällig ist, sie aber dafür schnell wieder zur Ruhe kommt.
Die meisten Entwickler versuchen die Gehäuse ihrer Lautsprecher so stabil wie möglich zu gestalten, um so zu vermeiden, dass die Boxenwände (angeregt durch die Tieftöner) das Signal verfälschen. Das Prinzip ist bewährt und hat sich im Grunde durchgesetzt. Doch selbst bei ultimativen Schwergewichts-Konstruktionen wie den Kunststein-Modellen von Wilson Audio oder den tollen Schiefer-Boxen von Fischer & Fischer kann man diesen Energiespeichereffekt hören. Bei normalen Holzboxen natürlich noch sehr viel deutlicher...
Die Takamine ist ein sehr kleiner Schallwandler. Um überhaupt ein bisschen Bass aus ihr herauszukitzeln, mussten die japanischen Entwickler den Mittelhochtonbereich im Pegel deutlich senken. Dennoch verweigert das Tiefmitteltönerchen unterhalb 80 Hertz den Dienst und ließ es dementsprechend an echtem Tiefbass fehlen. Eine Dynaudio Focus 110 (stereoplay 9/05), Königin der bezahlbaren Kompaktklasse, bot hier mehr Druck, Fülle und Raumtiefe.
Doch die Japanerin glänzt dafür mit einer Spielfreude, die sprachlos macht: Jedes noch so feine Detail des facettenreichen Hörtest-Klassikers "Stimela" von Hugh Masekela holte sie aus der Aufnahme und formte ein sehr plastisches, komplett von den Boxen gelöstes Klangbild.
Unser Argwohn, das Gehäuse würde den Klang topfig machen, erwies sich als unbegründet. Gerade bei Percussion-Einsätzen strotzte die Kleine vor Präzision und beeindruckender Attacke.
Und auch unsere liebevoll gepflegten Bedenken gegen japanische Boxen ("die näseln doch alle") wischte die eher hell timbrierte Takamine souverän vom Tisch. Selbst dichte Vocalpassagen meisterte die D TK 10 wunderbar frei, offen und transparent: JedeNuance, jeder feine Schmatzer in Masekelas Stimme war hörbar, ohne dass die Wiedergabe ins Vordergründige abglitt.
Mit der Takamine ist Onkyo ein ungemein origineller, hübscher und spielfreudiger Ausnahme-Monitor gelungen, von dem aber pro Monat angeblich nur 50 Paar hergestellt werden können. Viel zu wenig.
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