Testbericht

Progressive Audio A1 im Test

25.11.2011 von Johannes Maier

Mit dem neuen A1 will Progressive Audio den teureren Vorgänger A2 toppen - den besten Transistor-Amp, den stereoplay kennt. Ob das verwegene Vorhaben gelingt?

ca. 2:55 Min
Testbericht
  1. Progressive Audio A1 im Test
  2. Datenblatt
Progressive Audio A1
Progressive Audio A1 versus A2
© Julian Bauer

So beginnen die üblichen Fabelgeschichten der High Fidelity: Trotz kleineren Netzteils und geringerer Leistung steckt ein David-Verstärker einen dicken Goliath-Amp mit links in die Tasche - und so weiter und so fort...

Wenn Ralf Koenen, Chef der Firma Progressive Audio , ein solches Loblieb anstimmt, werden die stereoplay-Tester jedoch aufmerksam. Immerhin lieferte der Essener mit dem A2 bereits den Ausbund an Feinheit und Kontrolle schlechthin und damit die amtierende Vollverstärker-Referenz.


Progressive Audio A1
Im Aussehen identisch, stemmt der neue, preiswertere A1 nicht die Leistung des A2 vom Vorjahr. An fast allen Ecken frisch getunt, will der A1 den A2 mit Klangfinesse ausstechen. Bei den gleichen SiC-Halbleitern im Ausgang und bei gleicher Grundschaltung bringt er jedoch weniger Kraft ins Spiel.
© Julian Bauer

Die bewährten Gebote aus der High-End-Bibel beherzigt Koenen sowieso. Nun kommt mit der Verwendung von Siliziumcarbid-(SiC-)Transistoren in den Ausgangsstufen ein womöglich noch ausbaufähiger Vorteil dazu.

"Was soll der SiC-Unsinn?", mussten sich die Tester nach dem Jubeltest des ersten Carbidlers A2 noch steinigen lassen. Nur ein Jahr später haben die neuen Halbleiter aber  ihren Weg nicht nur zu Fotovoltaik-Wechselrichtern, sondern - um ein Beispiel unter vielen zu nennen - auch zu hocheffizienten Satellitensendern gefunden.

Dabei faszinieren Koenen oder auch Verstärker-Urgestein Nelson Pass (www.firstwatt.com; beim Amp J2 ) konkret an einem SiC-Transistor, dem Semisouth SJEP120R063A, weniger die Impulsschnelligkeit der 1200 Volt festen Typen. Ihre Bewunderung gilt vielmehr der makellosen, lang geschwungenen Kennlinie, die denen von Röhrentrioden gleicht. Und mögen andere Entwickler auch noch ein Weilchen bis zur Umsetzung der Erkenntnis brauchen, so betrachten die Tester den neuen Progressive Audio A1 - auch wenn er statt 18200 nur noch 12000 Euro kostet - mit mehr Zuversicht denn je.

Progressive Audio A1
Bei aller Freude über die neuen SIC-Endtransistoren: Die Wattsteigerung von A1 zu A2 verlangt Aufwand im Detail. Der kleine Amp arbeitet pro Kanal mit vier statt sechs Treibertransistoren und einem Kühlkörper weniger. Die Trafos spannen "nur" 400 Watt (der A2 800 Watt)
© Julian Bauer

Die Essener Amps - beide nur mit Ferngeber bedienbar und mit zwei symmetrischen sowie zwei koaxialen Eingängen bestückt - ähneln sich zwar. Doch Koenen verweist auf die feinen, aber entscheidenden Unterschiede: "Damit sie die Kennlinie der Endtransistoren optimal unterstützen, habe ich an jedem Vorstufen-Bauteil und an jeder denkbaren Stellschraube gedreht."

So arbeiten die doppelgleisig ausgelegten Eingangsstufen, die XLR-Ankömmlinge direkt versorgen und koaxiale sofort nach Erhalt auf symmetrisch umsetzen, mit höherem Ruhestrom und verringerter Gegenkopplung. Dies führt zu einem schöneren und weicheren Klirrspektrum. Außerdem erzeugt die Schaltung etwas mehr Feuer, damit bei der anschließenden Laustärkeregelung in puncto Störabstand mit Sicherheit nichts mehr anbrennen kann.

Progressive Audio verfährt dabei ohnehin so schonend wie nur möglich.  Zur Dämpfung in 0,75-Dezibel-Schritten dienen neben einer Handvoll Präzisionswiderstände 16 Doppelkontakt-Vakuumrelais - ergo das Allerfeinste.

Sensible symmetrische, mit leicht auszusteuernden Feldeffekttransistoren bestückte   Kreise heben die Signale dann auf ein völlig unkritisches Spannungsniveau an. Dickere FET-Kollegen stemmen danach bereits ordentlich Leistung, damit die hohe Eingangskapazität der SiC-Endtransistoren folgenlos im Takt der Musik umgeladen werden kann.

Von den Siliziumcarbildlern gibt es nur mit positiver Spannung arbeitende und keine Minus-Gegentaktpartner. Das begreift Koenen nicht als Nachteil, weil die Halbleiter in seinen Amps im vollen A-Betrieb ständig bei maximalem Ruhestrom laufen - also allein schon nach oben und nach unten ausholen können. Eine Brückenanordnung sorgt danach für erhöhte nutzbare Leistung. So kommt der A1 nur mit Plustypen aus.

Progressive Audio A1
Frequenzgänge: Sehr linear und breitbandig, auch an niederohmiger Last
© stereoplay

Weniger gut: Die ungedämpft-zackige Impulsverarbeitung der neuen Transistoren führt zur Schwingneigung, die Koenen mit einer ultrafixen Regelung einbremsen muss.

Von bremsen konnte im Hörraum keine Rede sein. Allenfalls bei Frauenstimmen. Wo mindere Amps sie ausufernd nach vorn schieben oder andere sie verdicken und zu Boden drücken, agierten die Sängerinnen über den A1 immer millimetergenau dort, wo sie standen. An der Artikulation rüttelte gar nichts. So atmete etwa Inga Lühning auf der re:jazz-CD "Electrified" (Infracom) immer völlig gelöst, munter und frei.

Progressive Audio A1
Klirr-Analyse: Dominante Klirrkomponenten k2 und k3 mit perfektem Verlauf und Lastwechselverhalten
© stereoplay

Bei aller Grundehrlichkeit dieses Verstärkers war es dann doch magisch-wunderbar, sich mit den Basslinien treiben zu lassen oder zu verfolgen, wie gefühlvoll der E-Pianist seine Tontrauben in die rhythmischen Kurven legt. Überhaupt Klavier: Ton für Ton völlig unbeschadet aus Perlmutt, Filz und Stahl herausgeschält - wie funkelnde Diamanten. Frank Chastenier hätte beim Hören seiner "Songs I've Always Loved" seine helle Freude. Und er würde beim Vergleich mit dem A2 sicher den A1 vorziehen, der noch eine ganze Ecke brillanter und feiner musizierte. Pop-Jünger könnten aber auf die strammeren Bässe des A2 setzen. Und so gibt es jetzt zwei Referenzen: A1 und A2 von Progressive Audio.

Progressive Audio A 1

Progressive Audio A 1
Hersteller Progressive Audio
Preis 12000.00 €
Wertung 60.0 Punkte
Testverfahren 1.0

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