Testbericht

Standlautsprecher Magnat Quantum 807

17.8.2011 von Wolfram Eifert

Neuartige Membranen bringen die Quantum 807 von Magnat klanglich weit nach vorn. Der Preis bleibt mit "nur" 2600 Euro trotzdem auf dem Teppich.

ca. 2:50 Min
Testbericht
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  1. Standlautsprecher Magnat Quantum 807
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Magnat Quantum 807
Magnat Quantum 807
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Magnat Quantum 807
Das betont massive Gehäuse der 807 ist innen vielfach unterteilt und verstrebt.
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Sind wir doch mal ehrlich: Grundlegende Innovationen gibt es bei Lautsprechern nur relativ selten zu bewundern. Und wenn doch, dann meist in Preisklassen, die für Normalverdiener kaum erreichbar sind. Nur alle Jubeljahre betritt ein revolutionäres Membranmaterial oder ein komplett neuer Antrieb die Bühne.

Auch im Jahr 2011 vertrauen die meisten Hersteller auf die seit vielen Jahrzehnten bewährte dynamische Bauweise mit einer stromdurchflossenen Schwingspule im hoffentlich linearen und symmetrischen Feld eines Dauermagneten.

Magnat Quantum 807
Die mattgrau schimmernde Kalottenmembran des Hochtöners zeigt eine ungewöhnlich breite und wulstige Randaufhängung. Ein kleiner und recht flacher Horn-Mund sichert ein homogenes Rundstrahlverhalten.
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Doch im Grunde ist es genau dieses angeblich ausgelutschte Prinzip, das noch immer deutliche Klangfortschritte ermöglicht, solange die Hersteller nur intensiv forschen und dabei auch mal gewohnte Denkweisen über Bord werfen.

Magnat Quantum 807
Das griffgünstige Bi-Wiring-Terminal verfügt über solide Kabelbrücken und große Abstände für eine leichte Handhabung. Die Sockelplatte kann mit Spikes oder großflächigen Metallfüßen bestückt werden.
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Genau das hat Magnat bei der Entwicklung seiner neuen Quantum-800-Serie getan. Sie will mit einer Mischung aus neuen und bewährten Elementen die Messlatte höher legen. Zu sehen ist von diesen Besonderheiten kaum etwas. Die gesamte Serie, auch das gut einen Meter hohe Flaggschiff Quantum 807, wurde zeitlos und elegant gestaltet. Am Boden gibt es eine vom eigentlichen Gehäuse abgesetzte Sockelplatte mit großflächigen Metallfüßen, die man alternativ auch mit höhenverstellbaren Spikes bestücken kann.

Magnat Quantum 807
Frequenzgang & Impedanzverlauf: Kleine Bassbetonung, sonst sehr ausgewogen mit tadellosem Abstrahlverhalten; Impedanz >3,1 Ohm
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Noch mal eine ganze Ecke zurückhaltender wirkt die Optik, wenn die hier nicht gezeigten, mit weichem Stoff bezogenen Schutzrahmen ins Spiel kommen; sie werden von unsichtbaren Magneten gehalten. Ein weiterer gelungener Versuch, einen technoiden Eindruck zu vermeiden, sind die Oberflächen in Palisander-Furnier oder schwarzem respektive weißem Klavierlack.

Magnat Quantum 807
Pegel- & Klirrverlauf: Besonders im oberen Grundton sehr klirrarm ohne Kompression
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Bei der Holzversion sorgt eine zusätzliche Schicht Klarlack ebenfalls für einen Glanzeffekt - was auf dem lebhaft gemaserten Furnier ungemein edel aussieht. Der Eindruck großer Gediegenheit gilt auch für die übrige Verarbeitung. Penibel gefräste Kanten und Passungen, hochsolide Schraubklemmen und ein nicht nur gestecktes, sondern verschraubtes Bassreflexrohr - das alles ist nach wie vor nicht selbstverständlich.

Zwei Bass-Chassis unten und einen Mitteltöner oben hat Magnat schon häufiger eingesetzt, auch Membranen aus Keramik und Aluminium kennt man. Doch die Filter sind etwa doppelt so steilflankig wie gewohnt. Gleichzeitig verspricht das in Pulheim bei Köln ansässige Magnat-Entwicklungszentrum ein klangschonendes Zeitverhalten ohne größere Sprungstellen beim Verlauf der akustischen Phase.

Die klanglich bedeutsamste Neuerung dürfte die Abkehr vom Ideal der hundertprozentig starren Membranen sein. Die Schwingteller der Konustreiber sind so gestaltet, dass sie sich nur im Bass in gewohnter Weise kolbenförmig bewegen. Bei höheren Frequenzen verhalten sie sich wie Biegewellenstrahler mit vielen kleinen Teilschwingungen.

Damit würde besonders der Mitteltöner im oberen Teil seines Arbeitsbereichs breiter abstrahlen als ein reinrassiger Kolbenstrahler gleicher Größe. Einbrüche beim Rundstrahlverhalten im Übergang zum breiter strahlenden Hochtöner sollten damit der Vergangenheit angehören.

Die Körbe sind aus hochfestem Aludruckguss hergestellt und besonders strömungsgünstig gestaltet. Die Geometrie der Magnetsysteme basiert auf komplexen Simulationen mit einer sehr linearen, in beide Richtungen hochgradig symmetrischen Kraftwirkung auf die Schwingspule. Die Wirkung wird beim Klirrverhalten deutlich. Die Quantum 807 raspelt und knirscht so wenig wie sonst kaum eine Box aus ihrer Klasse.

An den guten Messwerten nicht unbeteiligt ist selbstverständlich auch der Hochtöner. Seine Kalottenmembran aus Textilgewebe und Glasfasern ruht in einer besonders dicken und geschmeidigen Randaufhängung, die mit bloßem Auge deutlich zu erkennen ist. Hinter dem Schwingsystem liegt ein mit Mikrofasern bedämpftes Volumen; es soll die Eigenresonanz kontrollieren und Reflexionen vermeiden.

Was aber bewirken all diese Maßnahmen? Der Klangcharakter der 807 wirkt anfangs extrem unspektakulär, was jene Hörer irritieren dürfte, die an Boxen der 80er oder 90er Jahre gewöhnt sind. Damals konnten Höhen förmlich hervorstechen, begleitet von blutleeren Mitten und übertrieben dicken Bässen, weich wie Zuckerwatte.

Bei der 807 steht kein Bereich im Rampenlicht, nichts wirkt aufgesetzt oder künstlich. Trotz dieser Unaufgeregtheit vermittelt die Säule eine enorme Spielfreude. Laut-Leise-Unterschiede werden deutlich herausgearbeitet, ohne aggressiven Unterton. Selbst bei gemeingefährlichen Lautstärken bleibt der Klang kultiviert.

Als Sara K. ihren Klassiker "Make Believe" anstimmte, herrschte Hochstimmung im Hörraum. Der gerne für Vorführzwecke genutzte Titel kam herrlich samtig und doch teilnahmsvoll. Diesen Rasseklang wird der großen Quantum so schnell keiner nachmachen.

Magnat Audio Produkte Quantum 807

Magnat Audio Produkte Quantum 807
Hersteller Magnat Audio Produkte
Preis 2600.00 €
Wertung 56.0 Punkte
Testverfahren 1.0

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