Testbericht
Test: Kompaktbox Neat Ultimatum XLS
Isobarik-Bass plus Zusatz-Hochtöner: Die Neat Ultimatum XLS (5800 Euro pro Paar) erweitert die Grenzen gängiger Kompaktboxen gewaltig.
Der Neat-Firmengründer und -Entwickler Bob Surgeoner hatte schon immer ein Faible für Kompaktboxen. Seine Petite erregte in den 80ern Aufsehen, weil sie für viele High Ender einen extrem günstigen Problemlöser darstellte.
Das Attribut "günstig" ist bei dem Basispreis von 5800 Euro (plus 800 Euro für die Ständer) vielleicht nicht unbedingt zutreffend. Aber warum auch? Die Ultimatum XLS soll ein Maßstab sein, vollgestopft mit innovativen Lösungen, mit denen Surgeoner die Probleme herkömmlicher Kompaktboxen umgehen will.
Problem 1: Der Resonanz-Anfälligkeit üblicher Gehäuse begegnet der Brite mit einem in langen Hörsitzungen gefundenen Materialmix. Dessen Wirksamkeit ist rasch zu ermitteln; beim Klopftest erweist sich das Gehäuse als weitestgehend tot. Die Verarbeitung der Ultimatum ist übrigens gar nicht "britisch", sondern penibel sauber.
Problem 2: Kompaktboxen liefern naturgemäß wenig Tiefbass. Anders die Ultimatum XLS. Die TESTfactory ermittelte eine untere Grenzfrequenz von 28 Hz (-6 dB); das stünde selbst großen Standboxen gut zu Gesicht. Möglich ist dies durch den Einsatz zweier selbst entwickelter 7-Zoll-Tieftöner in Compound-Anordnung. Durch die enge Kopplung entsteht hier quasi ein Tieftöner mit doppeltem Membrangewicht und doppeltem Antrieb. Vorteil dieser Konstrukte ist ein sehr tiefer Bass. Nachteil: Die Compound-Systeme sind in der Regel recht leise.
Problem 3 gilt für fast alle Lautsprecher: zu wenig Energie im Superhochton. Zusatz-Hochtöner sind im HiFi nicht selten, solche, die auf dem Deckel der Box sitzen, sehr wohl.
Einzigartig gar dürfte das doppelte Hochtönerchen sein, wie es Neat in all seinen Ultimatum-Modellen einsetzt. Hintergrund ist die starke Höchstton-Absorbtion der meisten Hörraume. Gerade die Frequenzen oberhalb von 10000 Hertz sorgen aber für die Luftigkeit und Abbildung in der Höhe. Wie die Messungen belegen, laufen die beiden EMITs (ja, die aus den früheren Infinity-Modellen) oberhalb von 20000 Hertz. Durch die Doppelung erzielt Surgeoner eine gewisse Richtcharakteristik und umgeht damit das Problem einer zu großen Abbildung nach oben.
Die Neat Ultimatum XLS braucht Elektronik, die Energie hat: einerseits ausreichend Leistung, um die Doppel-Bässe auf Trab zu bringen; andererseits Kraft, um die etwas zurückhaltenden Mitten angemessen in Szene zu setzen. Die Referenz-Kombi aus Vorstufe Thorens TEP 3800 und Endstufe Ayre MR-X hat davon ausreichend, aber auch der Naim-Vollverstärker SuperNait (ein Tipp des XLS-Vertriebsmanns Bernd Hömke ) passte super.
Die kleine Ultimatum verblüfft auf Anhieb - wahrscheinlich wegen ihrer enormen Bandbreite mit diesem sauberen, tief reichenden Bass, der auch ein gerüttelt Maß zur beeindruckenden Raumtiefe beiträgt. Schließt man die Augen, entfaltet sich eine sehr tiefe Klangbühne, völlig klar umrissen wie in einem animierten 3D-Film. Grandios! Auch die Obertonauflösung ist ein Fest: Becken, Triangel oder Glocken kommen mit seltener Leichtigkeit und Klarheit.
Was besonders begeistert: Selbst wenn der Volumenregler der Vorstufe in Richtung 4 Uhr geht, bleibt die XLS locker. Sie wird zwar nicht mehr viel lauter, verzerrt aber auch nicht. Hier scheint Surgeoner ein wirklich schlaues, dynamisches Konzept entwickelt zu haben. Einzig in den Mitten gab sich die Neat Ultimatum XLS trotz der offenen Elektronik etwas zurückhaltend. Die KEF Reference 201/II brachte Stimmen wie die von Livingston Taylor ("Is'nt She Lovely?") noch ein kleines bisschen kerniger, farbiger, offener - und womöglich richtiger.
Das aber kann den überragenden Eindruck nicht schmälern. Unterm Strich ist die Neat Ultimatum XLS nicht nur eine der spannendsten, sondern auch eine der komplettesten Kompaktboxen dieser Tage.
Neat Acoustics Ultimatum XLS
Neat Acoustics Ultimatum XLS | |
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Hersteller | Neat Acoustics |
Preis | 5800.00 € |
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