Testbericht

Test: Standbox Cabasse Pacific 3 SA

21.6.2011 von Wolfram Eifert

Cabasse verpflanzt seinen legendären Kugel-Koax in eine klassische Box. Das Ergebnis: Cabasse Pacific 3 SA (12.000 Euro pro Paar)

ca. 4:15 Min
Testbericht
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  1. Test: Standbox Cabasse Pacific 3 SA
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Cabasse Pacific 3 SA
Cabasse Pacific 3 SA
© Archiv

Technisch verwandte Produkte sind in der Regel leicht als solche zu erkennen. Meist genügt ein kurzer Blick, um zu sehen, dass es sich um ein kleineres oder größeres "Schwester"-Modell handelt. Etwa, wenn bereits vertraute Chassis in einer zusätzlichen Baureihe auftauchen.

Bei der neuen Pacific 3 SA von Cabasse fällt eine Verwandtschaft mit bereits etablierten Produkten nicht sofort auf - sie ist gleichwohl aber vorhanden. Das Design mit den zwei seitlichen Rundprofilen liefert keine Anhaltspunkte für größere technische Parallelen, und klassenuntypisch hoch aufragende Standboxen sind fast schon ein Erkennungszeichen der Traditionsmarke.


Cabasse Pacific 3 SA
Die seitlichen Radien nehmen der kantigen Form die Strenge und erzeugen Lichtreflexe. Die Basschassis und der Koax werden von separaten Blenden geschützt, die mit weichem Gewebe bezogen sind.
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Tatsächlich handelt es sich bei der Cabasse Pacific 3 SA um eine Art Schwestermodell zur Riga, die stereoplay erst vor einem Jahr zu Gast hatte. Wer sich von der völlig anderen äußeren Form nicht blenden lässt, realisiert bald, was die beiden verbindet: Es ist der große Kugel-Koax, der nicht nur Mitten und Höhen bestreitet, sondern auch den Grundtonbereich bis deutlich unter 200 Hertz.

Cabasse Pacific 3 SA
Der Koax besteht aus zwei separaten Chassis, die exakt ineinander passen. Mittig links sitzt der Hochtöner. Die hellgraue, aus feinem Hartschaum gefertigte Membran des Mitteltöners ist ringförmig um den Tweeter gezogen. Die Gesamteinheit ruht in einem exakt bemessenen Korb, der die elektrisch eigenständigen Treiber fixiert.
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In der Cabasse Riga sitzt das einzigartig komplexe und klangstarke Gebilde (herstellerintern BC17 getauft, siehe Explosionszeichnung) in einer Kugelschale, die das zu seiner Kontrolle notwendige Luftvolumen bereitstellt, jedoch keinen Raum für Tieftöner bietet. Daher ist der Koax in der Riga auf die Unterstützung durch einen Subwoofer angewiesen, beispielsweise den einmessbaren und überaus präzise klingenden Santorin 30, der seinerzeit von stereoplay mitgetestet wurde.

Bei der Pacific sind die Tieftöner klassisch-konventionell ins Boxengehäuse einbezogen, das deshalb sehr viel größer ausfallen muss. Die optische Wirkung könnte kaum unterschiedlicher sein: Die Cabasse Pacific 3 SA ist eine konservative und ihrer beachtlichen Höhe und Tiefe wegen recht stämmige Erscheinung. Die Riga wirkt optisch um Welten zierlicher und muss nicht zwingend auf dem ihr zugedachten schlanken Bodenstativ stehen. Die Klangkugeln können ebenso gut an der Wand hängen. Besonders bei Multi-Channel-Betrieb mit seinen mindestens fünf Kanälen macht diese Montagevariante viel Sinn, weil sie den geringsten Platz fordert.

Akustisch ist die Pacific 3 SA längst nicht so konventionell, wie sie aussieht. Es handelt sich um einen teilaktiven Lautsprecher mit eingebauten Endstufen und elektronischen Filtern für den Bass - mit Vorteilen für Handhabung und Klang.

Bis auf den Umstand, dass die Cabasse Pacific 3 SA einen Netzanschluss braucht, laufen Aufstellung und Verkabelung genauso unkompliziert wie bei rein passiven Boxen. Das Verstärkersignal nimmt den gewohnten Weg über die Lautsprecherkabel. Erst in der Box verzweigt es sich in einen passiven Teil für die zwei Systeme des Koax und einen aktiven für den Bassbereich. Die Lautstärke justiert der Nutzer wie üblich bequem am Verstärker.

Cabasse Pacific 3 SA
Der Drehregler zur Pegelanpassung im Bass ist rechts unterhalb des Terminals zu erkennen. Die Sockelplatte kann Spikes tragen.
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Die Verzweigung lässt die Boxenimpedanz in Richtung Tiefbass ansteigen, sodass der treibende Verstärker weniger Strom liefern muss - was sein Netzteil entlastet und vor allem kleinere Amps regelrecht aufblühen lässt. Die Leistung zum Antrieb der beiden Tieftöner liefern die in den Boxen eingebauten Endstufen.

Die Belastung für den vorgeschalteten Verstärker ist damit ähnlich gering wie bei Cabasse Riga und Santorin. Akustisch aber spricht vieles für den Festeinbau der Bässe. Beim Santorin trägt ein bodenweisender 12-Zöller die gesamte Basslast. Bei dem Pacific 3 SA-Paar beschäftigt ein Stereopaar vier 8-Zöller, was annähernd die doppelte Membranfläche ergibt.

Ein weiterer Pluspunkt ist die Anordnung der Bass-Chassis, die sich nicht verrücken lässt. Dieser Festeinbau sorgt für klare Laufzeitverhältnisse im Übergangsbereich und macht Regler für Phasenlage und Trennfrequenz entbehrlich. Die Einstellungen sind im Schaltungs-Layout der Pacific schon fest vorgegeben. Verändern lässt sich daher nur der Basspegel relativ zum Koax, in einem Bereich von immerhin zwölf Dezibel.

Cabasse verzichtet in der Pacific auf Bassreflexrohre und vermeidet so Strömungs-Geräusche. Den Wunsch nach substanziellem Tiefgang erfüllt eine elektronische Entzerrung, die im Nebenzug auch eine Überlastung der Treiber verhindert. Während Besitzer reinrassiger Passivboxen im Grenzbereich vielfach um das Leben ihrer Lieblinge zittern müssen, können Pacific-Nutzer nahezu gefahrlos Gas geben.

Die im unteren Teil der Boxen eingesetzten Endverstärker leisten nach Angaben des Herstellers 450 Watt Sinus - so stehen im Stereobetrieb gewaltige 900 Watt zur Verfügung. Selbst bei betont bassintensiver Musik sind damit enorme Dynamikreserven gesichert.

Cabasse Pacific 3 SA
Etwas welliger Verlauf in den Mitten und Höhen mit kräftigem einstellbarem Bass; gutes Abstrahlverhalten
© stereoplay

Der Arbeitsbereich des Koax beginnt um 175 Hertz. Seine für die Mitten zuständige äußere Membran muss nur sehr geringe Auslenkungen absolvieren, beim Hochtöner sind sie mit bloßem Auge gar nicht sichtbar. Durch seine starken Antriebe verlangt der Strahler nur sehr geringe Verstärkerleistung. Die Basstreiber sind deutlich watthungriger, was dank der Teilaktivierung jedoch keine Rolle spielt.

Selbst mit 30-Watt-Verstärkern lassen sich daher bereits festliche Lautstärken erzielen. Der sehr gute Wirkungsgrad und der geringe Stromlieferbedarf durch den teilaktiven Bass erheben die Pacific 3 SA zum idealen Spielpartner für eher zart besaitete, audiophile Verstärker.

Cabasse Pacific 3 SA
Der Bass ist in einem weiten Bereich regelbar. Hier sind die Extremwerte dargestellt.
© stereoplay

Das Koaxialsystem ruht in einer separaten, von außen nicht sichtbaren Kammer und kann so ungestört seine Arbeit erledigen. Dies gelingt der Pacific mit einer Hingabe, die selbst Kenner überraschen dürfte. Die beiläufig ausgesprochene Bemerkung eines Kollegen bringt es auf den Punkt: Die Säulen klingen so raumgenau wie die neuesten KEF-Koaxialsysteme und so dynamisch-authentisch wie die traditionsreichen Hörner von Klipsch.

Cabasse Pacific 3 SA
Sehr niedriger Klirr in den Mitten; keine Kompression erkennbar
© stereoplay

Besonders beeindruckend ist die Tiefenstaffelung. Diesbezüglich steht die Pacific der Riga kaum nach. Klangkörper werden in Höhe und Tiefe so exakt gestaffelt, dass man fast meinen könnte, es handle sich hier um ein Mehrkanalsystem. Die Darstellung fasziniert mit Jazz und Klassik am deutlichsten, andererseits werden Studioproduktionen auch mal als artifiziell entlarvt.

Die Tendenz, fehlerhafte Klänge nicht zu beschönigen, ist eine der zentralen Tugenden der Cabasse Pacific - auch wenn so nicht jede Aufnahme vorteilhaft rüberkommt. Langfristig erleichtert der hochauflösende Charakter die Nutzung, weil er von Hörer weniger Konzentration erfordert.

Der Bass verlangt kein langwieriges Konfigurieren. Der Pegelregler in Mittelstellung oder leicht darunter - so passt's für die meisten Räume. Kraftfülle und Über-alles-Homogenität sind noch etwas größer als bei Riga & Santorin. Und mal ganz ohne Noten und Punkte: Der Spaßfaktor ist einfach gigantisch.

Cabasse Pacific 3 SA

Cabasse Pacific 3 SA
Hersteller Cabasse
Preis 12000.00 €
Wertung 63.0 Punkte
Testverfahren 1.0

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