Testbericht
Test: Subwoofer Velodyne DD 12 Plus
So viel Kontrolle über die Tieftonwiedergabe wie mit den Subwoofern aus der neuen DD+-Serie von Velodyne gab es nie zuvor. stereoplay testete exemplarisch den DD 12 Plus (4000 Euro).
"Digital Drive Plus" heißt die neue Topserie des Subwoofer-Spezialisten Velodyne vollständig, abgekürzt "DD+". Sie folgt der bisherigen DD-Reihe nach. Dabei handelt es sich in der Tat um eine konsequente Weiterentwicklung der Woofer, die seit 2003 die Vorreiter digital und semiautomatisch entzerrbarer Subwoofer darstellen.
Aus der alten Serie blieben nur das Konzept und das On-Screen-Menü übrig, alles andere stammt aus neuer Entwicklung: vom eleganteren, steiferen Gehäuse bis zu der riesigen, handgewickelten, sechslagigen Schwingspule, von den quasi abwärmefreien Digitalverstärkern mit 95 Prozent Wirkungsgrad, die bis zu drei Kilowatt mobilisieren, über ein DSP-Board für die komplexen Echtzeit-Berechnungen bis zu neuen Schnittstellen und einer Windows-Software, die eine übersichtliche Kontrolle und Konfiguration der Wuchtbrumme garantiert.
Wie zuvor arbeitet der Woofer mit einer aktiven Membranregelung. Dazu sitzt ein Beschleunigungssensor an der Schwingspule, der seine aktuelle Bewegung an den DSP zurückmeldet; dieser korrigiert gemäß realer Bewegung und Musiksignal die Verstärkerleistung 16000 Mal pro Sekunde. Die Wiedergabe eines Tons bei 80 Hertz wird also in seinem Verlauf 200 Mal korrigiert. Das erzeugt die für einen kompakten, geschlossenen Subwoofer erstaunlich geringen Verzerrungen.
Das Chassis mit seinem wahrhaft gigantischen Magnetsystem, der riesigen Sicke sowie supersteifer Membran aus Rohacell und Glasfaser sorgt für die Ankopplung an die Raumluft. Hinter der klapperfreien, passgenauen Abdeckung finden sich die USB-Schnittstelle für die PC-Einmessung, der Mini-XLR-Anschluss für das serienmäßige Messmikrofon, ein abschaltbares LED-Display, Regler für Pegel und Übergangsfrequenz plus der Taster zum Starten der automatischen Kalibrierung.
Die neue Rückseite bietet Stereo-Anschlüsse für Eingang, hochpassgefilterte und ungefilterte Ausgänge, LAN und RS-232 zur Steuerung, 12V-Ferneinschaltung und eine Buchse für einen externen Infrarot-Empfänger, FBAS- und S-Video für die Menü-Anzeige auf einem Fernseher, schließlich Lautsprecherklemmen und Pegelregler für das Eingangssignal sowie den gefilterten Ausgang.
Neben diversen Superlativen in der Chassis-Konstruktion stellt sicher das Einmess-System den eigentlichen Knaller dar. Im einfachsten Fall stöpselt man das Messmikro ein, platziert es präzise am wichtigsten Hörplatz und drückt dann nur noch die AutoEQ-Taste auf der Front oder die EQ-Taste auf der Fernbedienung. Der Rest geht praktisch von alleine. Ein lang anhaltender Gleitsinus zum Messen muss per beiliegender CD zugespielt werden. Die Kalibriermimik klinkt sich darauf ein, sie stellt nach und nach Pegel, Frequenzgang, Übergangsfrequenz, Flankensteilheit und sogar die Phase ein. Das gab es bislang nie.
Bei Versuchen der Tester im Hörraum kam aber auch heraus, dass sich die Automatik - wie eigentlich nicht anders zu erwarten - immer nur als so zuverlässig erweist, wie es der Aufstellungsort zulässt. Ein zunächst asymmetrisch im Raum gewählter Stellplatz provozierte bei wiederholter Autokalibrierung sehr unterschiedliche Werte in der Automatik. Ein eindeutiges Indiz für eine instabile Phasenbeziehung an der Position.
Eine Platzierung exakt mittig zwischen den Sonics-Boxen, die per Velodyne-Hochpass angesteuert wurden, führte zu stabilen, wiederholbaren Werten, was sich auch im Klang manifestierte. Stings "Englishman in New York" von der stereoplay-CD "Die perfekte Räumlichkeit" erhielt mit Subwoofer fühlbar mehr Substanz und Tiefe, ohne zu übertreiben oder überzubetonen.
Die Automatik zeigte tatsächlich ein gutes Gespür für die richtige Balance. Der Bass reichte tief, blieb stets knackig und straff, nichts blähte sich auf. Schließt man einen Windows-Rechner an den DD+ per USB an, eröffnet das weitere Möglichkeiten; sie lassen sich auch mit dem Bildschirm-Menü und der Fernbedienung erzielen, das ist aber umständlicher in der Bedienung. Eine rein manuelle Kalibrierung ist genauso möglich wie die reine Subwoofer-Kalibrierung ohne Satelliten-Anpassung, etwa wenn dies das Einmess-System des Surround-Verstärkers übernimmt.
Trotz des hohen Gewichts fiel der Velodyne DD 12 Plus auf dem Hörraumteppich bei großen Auslenkungen schnell in Galopp. Stabile, unelastische Spikes sind daher ein sinnvolles Zubehör. Sie sollten Unterlegscheiben haben, weil sich der Woofer sonst wie ein Presslufthammer in den Fußboden arbeitet. Bei extremen Auslenkungen erzeugte die Mechanik auch schon mal Störgeräusche wie ein schnaubendes Pferd, ein untrügliches Zeichen, die Lautstärke zu mindern oder das Subsonicfilter zu erhöhen - oder gar einen DD 15 Plus oder DD 18 Plus zu erwerben.
Der vorbildliche achtbandige parametrische Equalizer lässt sich - genau wie alle anderen Filter und Tweaks auch - nach einer automatischen Kalibrierung Hertz- und Dezibel-genau feintunen. Nur der Hochpass der Satelliten liegt per Kippschalter mit 80 oder 100 Hertz fest. Die auch in den neuen Subs einstellbare Gegenkopplung der Membranregelung - schon beim Vorgänger das Killerfeature für High Ender - ist von ungeregelt bis superstraff und damit von weich-voluminös bis super knackig und kurz.
Somit wird der Velodyne zum Bass-Chamäleon, das sich nun wirklich an jede nur erdenkliche Box nahtlos anzupassen vermag. Hauptlautsprecher und Subwooder klingen dann wirklich wie aus einem Guss. Auch was die Dynamik-Eigenschaften angeht, lässt sich durch das weit regulierbare Subsonicfilter mehr Tiefbass - selbst bis unter 20 Hertz - oder eben mehr Grenzpegel erreichen. Durch die fünf Speicherplätze für die Parameter lässt sich der Klangcharakter programmabhängig mit einfachem Tastendruck schnell umstellen.
Nie ließ sich ein Subwoofer so exakt und zudem zuverlässig per Automatik aufs Audiophilste an Lautsprecher anpassen. Laut oder abgrundtief, weich oder knackig, stets sauber und unaufdringlich: der Velodyne DD 12 Plus.
Velodyne DD 12 Plus
Velodyne DD 12 Plus | |
---|---|
Hersteller | Velodyne |
Preis | 4000.00 € |
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