Testbericht

Vollverstärker Unison P 40

15.5.2008 von Redaktion connect und Johannes Maier

Seine schönsten Erfolge feierte Unison mit feinen, holzgeschmückten Single-Ended-Verstärkern. Was um Himmels Willen streben die Italiener nun mit dem P 40 (3600 Euro) - einer Allerwelts-Gegentakt-Schaltung im kühlen Metall-Glas-Design an?

ca. 2:30 Min
Testbericht
  1. Vollverstärker Unison P 40
  2. Datenblatt
Vollverstärker Unison P 40
Vollverstärker Unison P 40
© Archiv
Vollverstärker Unison P 40
Die Lautstärke wird via Riesenknopf oder Fernbedienung eingestellt.
© Julian Bauer

Normaler Weise lässt das Aussehen eines Verstärkers die stereoplayer relativ kalt. Das Outfit des neuen Unison P 40 für 3600 Euro führte aber zu heftigen Widersprüchen. "Stark gewöhnungsbedürftig", so spöttelten einige. Die überdimensionalen Vollmetallknöpfe, die Glas-Frontplatte mit ihrer lebendigen Oberfläche, die blechschweren, schwarzen Abdeckungen für  Trafos und Röhren - andere fanden Freude daran.

Bei der ersten Betrachtung löste auch der Schaltplan Kontroversen aus. Angefangen beim S 2 K für 2200 Euro bis hin zum ganz teuren Absolute (4/04, 8/04): Die meisten Unison-Amps kamen mit Single-Ended-Ausgangsstufen daher, wo die einzelnen Endröhren bei sehr hohem Ruhestrom laufen und nach highendiger Maxime sowohl die Musikauslenkungen nach oben wie nach unten verarbeiten.

Jetzt beim P 40 die Überraschung:  Bei ihm muss plötzlich - so wie bei zig preisgünstigeren Kollegen aus China - eine Class-AB-Gegentaktschaltung reichen. Bei dieser teilen sich zwei Röhren die oberen und unteren Auslenkungen untereinander auf. Mit dem Vorteil, dass der Ruhestrom klein bleiben darf und der Wirkungsgrad beträchtlich steigt. Und dem Nachteil, dass mehr Verzerrungen auftreten, die im Normalfall nur mit dem verpönten Zwangskorrekturmittel "Über-alles-Gegenkopplung" zu bekämpfen sind.

Vollverstärker Unison P 40
Mal was anderes: Für das Front-Oberteil des P 40 lässt sich Unison eine Platte aus Murano-Glas gießen - mit markigem Logo-Stempelabdruck darin.
© Julian Bauer

Und noch was Gefährliches:  Statt der highendigen Hand, die immer mal wieder einen konstanten Wert einstellt, vertraute Unison die Ruhestromjustage der insgesamt vier EL 34 automatischen Regelschaltungen an. Einfachere Kreise dieser Art werden nur zu gern von Bassschwingungen irritiert - mit der Folge, dass sich die Arbeitspunkte in ungünstige Bereiche verschieben. 

Allerdings nicht beim P 40, dessen Klirr ausführlichen Messungen zu Folge immer in ordentlichen Verhältnissen  bleibt. Indem je eine Automatik zwischen den Röhrenpartnern genaueste Symmetrie herstellt, versuchte Unison die Harmonie gegenüber Normal-Gegentaktlern sogar noch zu steigern.

So festigte sich wieder das Vertrauen in den renommierten Hersteller. Dazu trug auch die Tatsache bei, dass Unison erst die Treiber- und Phasensplitterstufe (mit der Doppeltriode ECC 82) vorsichtig in die Gegenkopplung einbezieht und die Eingangsröhre (ECC 83) eigenständig verstärkt.

Vollverstärker Unison P 40 Fernbedienung
Die Fernbedienung stammt von Unisons "Holzserien". Sie steuert auch Quellen-Komponenten des italienischen Herstellers.
© Julian Bauer

Schließlich wurde beim Netzteil nicht geknausert und vor allem auf Dauerhaftigkeit geachtet. Während es andernorts knapp hergeht, halten die vier Haupt-Elkos (je zwei in Serie geschaltet) 800 Volt und damit deutlich mehr als die tatsächlich erzeugte Hochspannung aus, die bei 500 liegt.

Die ersten Takte Musik wischten dann ohnehin die letzten Zweifel an dem P 40 vom Tisch. "Wie eine Röhre im Quadrat", murmelte ein Tester sichtlich ergriffen, als Vienna Teng - soeben via Durchschnitts-Transistor noch etwas unterkühlt und relativ farblos - mit voller, wonniger Stimme, quasi mit Fleisch und Blut auf die Bühne trat. Toll, wie das Chor-Intro von "Soon Love Soon" ("Waking Hour", Zoe-CD) völlig gelöst und schön flirrend den Raum ausfüllte. Zum Erschrecken echt, wie die Hände auf die Begleit-Conga klatschten, wie Piano-Töne leuchteten und wie die Bässe sich ungeniert auslebten, warm-vielfarbig und mit plastisch-knorriger Urgestalt.

Da klang sogar der in 11/07 hoch gepriesene V 60 von T.A.C. (3500 Euro, 56 Punkte) ein wenig gefühlloser und schroffer, auch wenn er mit der doppelten Endröhren-Anzahl herzhafter zupackte. Damit öffnete sich für den Unison der Weg in die Absolute Spitzenklasse. Hat jemand was gegen den wunderschönen P 40 gesagt?

Innenansicht

Vollverstärker Unison P 40
© Julian Bauer

Die vier großen Elkos säubern zusammen mit der Eisendrossel die Hochspannung, der kleine schwarze putzt die Vorstufen-Speisung. Zu den Bauteilen der Ruhestrom-Automatik zählen zwei Justagepotentiometer; an ihnen wird der Regelbereich voreingestellt.Beim Endröhren-Crash verhindern Sicherungen in der  Hochvolt-Leitung Schlimmeres.

Unison P 40

Unison P 40
Hersteller Unison
Preis 3600.00 €
Wertung 56.0 Punkte
Testverfahren 1.0

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